Steckenpferdreiten – eine beliebte Tradition in Osnabrück
Das Steckenpferdreiten ist eine Tradition in Osnabrück, die jedes Jahr in der Innenstadt ausgetragen wird. Es findet im Herbst am Friedenstag statt. Grundschüler können in der vierten Klasse mit ihren selbstgebastelten Steckenpferden daran teilnehmen.
Ursprung des Steckenpferdreitens ist der Westfälische Friede, der Friedensschluss von 1648, mit dem der Dreißigjährige Krieg beendet wurde. Das Steckenpferdreiten soll einer Legende nach aus Nürnberg stammen. In Osnabrück wird es erst seit 1948 regelmäßig ausgetragen.
Termin für das Steckenpferdreiten 2023
Auch 2023 findet in Osnabrück wieder das Steckenpferdreiten statt. Wer es sehen möchte, sollte sich den 12. Oktober 2023 in seinem Terminkalender vormerken.
Das Steckenpferdreiten findet vor dem Rathaus, auf dem Marktplatz der Friedensstadt Osnabrück, statt. Da der Westfälische Friede zwischen Münster und Osnabrück geschlossen wurde, trägt die Stadt Osnabrück den Beinamen Friedensstadt.
Traditionell wird das Steckenpferdreiten am Abend, von 17:00 Uhr bis 19:00 Uhr, durchgeführt. Sollten sich für Oktober 2023 Änderungen ergeben, kann es bereits in einer kleineren Form am Nachmittag stattfinden.
Ein Blick in die Geschichte des Steckenpferdreitens
Erst seit 1948 findet das Steckenpferdreiten in Osnabrück im Rahmen des Friedensfestes statt. Es wurde erstmals am 22. Oktober 1948 anlässlich des 300-jährigen Jubiläums des Westfälischen Friedens zur Beendigung des Dreißigjährigen Krieges ausgetragen.
Einer Legende nach stammt der Brauch des Steckenpferdreitens aus Nürnberg. Es soll damals jedoch nicht 1648, sondern erst 1650 stattgefunden haben, obwohl der Westfälische Friede zwischen Münster und Düsseldorf bereits 1648 geschlossen wurde.
Während des Nürnberger Exekutionstages 1650 ritten Jungen mit Steckenpferden zu Fürst Octavio Piccolomini, um ihn um Andenken an den Frieden zu bitten. In der damaligen Reichsstadt Nürnberg wurden die Steckenreiter, bei denen es sich um historisch geprägte quadratische Münzen handelt, geprägt.
Auch wenn Osnabrück als Friedensstadt gilt, wurde das Geschehen des Steckenpferdreitens erst 1875 von den beiden Dichterinnen Clara und Emmy von Dincklage nach Osnabrück verlagert. In ihrem Geschichtenbuch für die Jugend beschrieben sie das Steckenpferdreiten.
Der Osnabrücker Schriftsteller und Kulturhistoriker Ludwig Bäte regte die Austragung des Steckenpferdreitens in Osnabrück an. Die Teilnahme war zuerst nur Jungen vorbehalten, doch dürfen heute auch Mädchen daran teilnehmen.
Die Kinder ritten 1948 erstmals im Gedenken an die Verkündung des Westfälischen Friedens über die Osnabrücker Rathaustreppe. Mit dem Steckenpferdreiten wird seitdem spielerisch ein Zeichen für Toleranz und friedliches Miteinander gesetzt.
Tradition des Steckenpferdreitens in Osnabrück
Seit 1948 hat sich das Steckenpferdreiten in Osnabrück etabliert. Mit selbstgebastelten Steckenpferden reiten die Kinder der Osnabrücker Grundschulen zum Rathaus, wo sie der Bürgermeister mit süßen Brezeln beschenkt.
Ein Steckenpferdreiter-Brunnen aus Bronze wurde 1980 beim Bau der Osnabrücker Stadthalle vor dem Gebäude aufgestellt. Aufgrund des Umbaus der Stadthalle wurde der Brunnen von dort entfernt und restauriert. Er befindet sich seit 2015 an der Katharinenkirche.
Das Lied der Steckenpferdreiter wurde 1994 für ein Kinderfest in Osnabrück komponiert. Im Oktober 2006 nahmen mehr als 1.400 Kinder am Steckenpferdreiten teil. Neben Kindern aus Osnabrück waren auch Kinder aus der türkischen Partnerstadt Canakkale dabei.
Dem Osnabrücker Steckenpferdreiten wurde vom 6. bis 29. Oktober 2004 im Dreikronenhaus die Ausstellung „Zur Geschichte des Steckenpferdreitens“ gewidmet. An der Kreuzung Alte Münze/Kamp in Osnabrück befindet sich seit Oktober 2020 eine Steckenpferdreiter-Ampel mit Steckenpferdreitern als Ampelmännchen.
Erstmalig in seiner Geschichte musste das Steckenpferdreiten im Oktober 2020 aufgrund der Corona-Pandemie abgesagt werden. Es wurde im Juli 2021 für die Viertklässler des Vorjahres nachgeholt und auf drei Tage aufgeteilt.
Ablauf des Steckenpferdreitens
Schon lange fiebern die Osnabrücker Grundschüler dem Steckenpferdreiten entgegen. Mädchen und Jungen, die in die vierte Klasse gehen, dürfen daran teilnehmen. Da das Steckenpferdreiten eine lange Tradition hat, ist der Ablauf in jedem Jahr ungefähr gleich.
Der Tag, an dem das Steckenpferdreiten ausgetragen wird, ist der Friedenstag im Oktober. Der Dreißigjährige Krieg wurde mit dem Westfälischen Frieden besiegelt, weshalb Osnabrück als Friedensstadt gilt.
Vorbereitung auf das wichtige Ereignis
Die Vorfreude auf das Steckenpferdreiten wird bei den Kindern bereits mit der Vorbereitung geweckt. Lehrerinnen und Lehrer nehmen größtenteils die Planung und Organisation in die Hand.
Tipps zum Basteln der Steckenpferde geben Hausmeister, aber auch Eltern und ältere Geschwister, die bereits am Steckenpferdreiten teilgenommen haben. Ein Pferd kann aus Holz, Wolle, alten Socken und anderen Dingen gebastelt werden. Gefragt ist ein Schuss Kreativität.
Oftmals beginnen die Vorbereitungen auf das Steckenpferdreiten schon ziemlich früh in den Grundschulen. In verschiedenen Fächern wie Deutsch und Geschichte wird über das Steckenpferdreiten und den Dreißigjährigen Krieg gesprochen. Schon frühzeitig wird das traditionelle Steckenpferdlied geübt.
In der Schule oder zu Hause basteln die Kinder Hüte für das Steckenpferdreiten. In manchen Schulen werden im Rahmen des Unterrichts auch die Steckenpferde gebastelt. Um einen reibungslosen Ablauf dieses Kinderfestes zu gewährleisten, wird in der Schule auch der Ablauf des Reitens besprochen.
Tagesablauf beim Steckenpferdreitens
Im Mittelpunkt des Steckenpferdreitens steht ein Umzug zum Rathaus der Stadt. Da das Steckenpferdreiten erst am Abend stattfindet, gehen die Kinder an diesem Tag ganz normal zur Schule. In der Stadt werden Straßenabsperrungen vorgenommen. Der Neumarkt als Teil der Osnabrücker Innenstadt wird für Autos abgesperrt.
Die Viertklässler treffen sich um 17:00 Uhr mit ihren Lehrern, aber auch einigen Eltern, die als Aufsichtspersonen teilnehmen, an der Johanneskirche in der Innenstadt. Der Oberbürgermeister begrüßt die Kinder. In Begleitung eines Orchesters wird das Steckenpferd-Lied gesungen.
Der Umzug zum Rathaus erfolgt um 17:15 Uhr und wird mit einem Fanfarenstoß eingeleitet. Angekommen am Rathaus, gibt der Oberbürgermeister an alle Kinder süße Brezeln aus. Verschiedene Unterhaltungen stehen auf dem Programm. Ein Feuerwerk beendet um 19:00 Uhr das Steckenpferdreiten.
Traditionelles Essen - die süßen Brezeln werden gegessen
Nachdem der Oberbürgermeister die Brezeln verteilt hat, werden sie von den Kindern auf der Rathaustreppe gegessen. Wichtige Zutaten der Brezeln sind Milch, Eier und Zucker. Die Brezeln werden mit grobkörnigem Zucker bestreut. Sie symbolisieren die Steckenreiter, die quadratischen Nürnberger Münzen.
Varianten des Steckenpferdreitens
Nicht nur in Osnabrück, sondern auch in anderen Städten wird dem Ende des Dreißigjährigen Krieges und dem Westfälischen Frieden gedacht. Ähnliche Feste finden daher auch in Augsburg im August und in Göppingen im Mai statt. Der Gedenktag wird als Friedenstag begangen. Auch in anderen Städten steht ein traditionelles Essen auf dem Programm.
